Es ist eine alte Tradition in Japan, eine kaputte Schale nicht wegzuwerfen, auch nicht einfach zu kleben, sondern an den Bruchstellen mit Gold zusammen zu fügen. Das ist ein Zeichen dafür, dass Gebrochenes wertgeschätzt wird. Die Japaner sind der Überzeugung, dass etwas, was eine Bruchstelle erlitten hat, eine wertvolle Geschichte hat und somit noch kostbarer ist. Und das darf man sehen! Darum das zusammenfügen mit Gold.

In jeder Eucharistiefeier wird die konsekrierte Hostie gebrochen. Es ist der Moment der Brotbrechung, der kurz vor der Kommunionausteilung fast nebenbei von statten geht. Manch einem fährt das durch Mark und Bein. Für mich ist das einer der tiefen Momente in der Eucharistiefeier,

sagt er mir: Es ist Jesus, der sich für uns hingibt, der sich für uns austeilt. Es ist Jesus, der sich teilen lässt, dass alle satt werden, dass alle das Leben haben. Es ist Jesus, der das Gebrochene wertschätzt, der daraus etwas machen kann.
Auch in diesem Jahr 2020. Auch in unserer Welt heute, die gekennzeichnet ist durch die Corona-Pandemie, ja, die gebrochen ist.

Ich bin in den letzten Monaten oft mit meinen Unzulänglichkeiten konfrontiert worden. Man könnte daran verzweifeln… oder den Mitmenschen zumuten und Gott hinhalten.
Die konsekrierte Hostie, der Leib Christi, der in jeder Messfeier gebrochen wird, will ein Zeichen sein, dass wir unsere Brüche in seine heilende Nähe halten dürfen: die Brüche unseres eigenen Lebens, all unserer Beziehungen, in denen wir leben, unserer Gemeinschaft, unserer Kirche, ja, unserer Gesellschaft und der ganzen Welt.

Wir dürfen unser Leben, unsere Gemeinde und unsere Welt mit all ihren Brüchen in seine heilende Nähe halten!

Klaus Hofstetter